Rotary hilft: Benefizkonzert für „Musikali“-Projekt an Kitas

Musizieren früh fördern: Drei Rostocker Rotary Clubs spenden jedes Jahr Geld, damit Kita-Kinder in Toitenwinkel und Evershagen Instrumente kennenlernen und gemeinsam Musik machen.

Ostseezeitung 18.11.2021 von Virginie Wolfram

Evershagen/Toitenwinkel. Gemeinsam Musik machen verbindet, beruhigt, belebt und heilt. Mit dem „Musikali“-Projekt fördern die drei Rostocker Rotary Clubs Kita-Kinder in Evershagen und Toitenwinkel früh musikalisch. Drei Studenten der Hochschule für Musik und Theater betreuen die Kinder jede Woche mehrere Stunden ehrenamtlich, indem sie mit ihnen kreativ musizieren.

Alicia Fechner und Henrike Hupfer (beide 22), die neben ihren Lehramtsstudiengängen auch Elementare Musikpädagogik an der HMT studieren, sind an diesem Tag in der Kita „Am Wäldchen“ der Rostocker Stadtmission im Einsatz. Vier verschiedene Gruppen betreuen die beiden Frauen jeweils eine halbe Stunde. Heute dreht sich alles um Gespenster, die musikalisch vertrieben werden sollen. Dabei kommen nicht wie sonst die klassischen Instrumente zum Einsatz. „Heute ist der Körper unser Instrument“, sagt Henrike Hupfer. Denn Bewegung gehört auch zum Musizieren.

Die Trommler-Kinder trommeln sich mit der flachen Hand auf die Brust, die Klanghölzer klatschen und die Triangel-Gruppe ahmt das Instrument mit einem hohen „Bling“ nach. Die Kinder sind mit Feuereifer dabei. So sehr, dass viele auch die Instrumente aus den anderen Gruppen einfach mitmachen. Alicia Fechner spielt dabei die Ukulele und ihre Kommilitonin die Querflöte.

„Durch die Musik sind alle miteinander verbunden, sie stärkt das Gemeinschaftsgefühl. Jedes Kind kann mitmachen und man merkt oft, wie sie alle aufblühen“, sagt Alicia Fechner. Die Kinder lernten so, dass Musik Freude bringen kann, und könnten sich selbst künstlerisch zum Ausdruck bringen.

Wie das in der Realität aussehen kann, zeigt sich wenig später: In einer der Kitagruppen gibt es ein neues Mädchen. Sie ist schüchtern, setzt sich lieber auf den Schoß der Erzieherin, als die „Musikali“-Reise losgeht – und beobachtet. Irgendwann steht sie auf und will auch mitmachen. Erst mit der Pädagogin gemeinsam. Am Ende des Musizierens steht sie mittendrin in der Kindergruppe – und ist angekommen im Musikali-Land.

Hintergrund: Als die „Musikali“-Initiatoren des Rotary Club Horizonte das Projekt 2008 ins Leben riefen, fanden sie nach eigenen Angaben in der Toitenwinkler Kita ein engagiertes Team von Erzieherinnen, aber auch einige Kinder mit Problemen vor, die unregelmäßig in der Einrichtung erschienen, aus sozial instabilen Haushalten. Bereits nach wenigen Wochen stellten sich Erfolge ein. Kinder, die wenig oder gar nicht sprachen, fanden ein Ausdrucksmittel in der Musik. Kinder mit Aufmerksamkeitsproblemen seien ruhiger geworden, übernahmen kleine Rollen in den einstudierten Stücken. Selbst die öffentliche Aufführung der kleinen Musikstücke trauten sie sich zu.

Neben den rund 120 Kindern in der Kita in Toitenwinkel sind heute auch 75 Mädchen und Jungen der integrativen Evershagener Kita „Jona“, ebenfalls vom Träger Diakonie Rostocker Stadtmission, in bei dem Projekt dabei. Die Rostocker Rotarier haben dafür bereits viele Instrumente angeschafft: Unter anderem gibt es Trommeln, Xylofone, Becken, Triangeln, Geigen, Gitarren, Celli und Bratschen in den Kin- dergärten.

Das „Musikali“-Projekt in der Toitenwinkler Kita „Am Wäldchen“. Zwei HMT-Studentinnen bringen den Kindern Musik und Instrumente näher. Foto: Virginie Wolfram OZ
Das „Musikali“-Projekt in der Toitenwinkler Kita „Am Wäldchen“. Zwei HMT-Studentinnen bringen den Kindern Musik und Instrumente näher. Foto: Virginie Wolfram OZ

„Die Studenten vermitteln den Kindern nicht nur spielerisch den Umgang mit Musik und Musikinstrumenten, sondern helfen ihnen gleichzeitig, Selbstbewusstsein zu entwickeln, soziale Kompetenzen aufzubauen und gewaltfrei zu kommunizieren“, sagt Frank Meißler, amtierender Präsident des Rotary Club Horizonte. Dabei seien auch schon musikalische Talente entdeckt worden.

Damit das möglich ist, werden jedes Jahr zwischen 8000 und 10 000 Euro Spenden benötigt. Das Geld wird beim alljährlichen Benefizkonzert gesammelt, das immer im November stattfindet. Am Freitag um 19.30 Uhr ist es wieder so weit: Das Hamburger Trio „Bidla Buh“ bietet mit seinem aktuellen Programm „Mehr geht nicht – Die große Welttournee“ nicht nur klassisches Konzert, sondern unterhält das Publikum auch, indem auf Gartenschläuchen oder Bierflaschen geblasen wird – Musik-Comedy der schrägsten Art.

„So ein Konzert hatten wir noch nie. Mal etwas ganz anderes. Daswird ein fröhlicher Abend“, freut sich Prof. Stephan Imorde, Leiter der Young Academy Rostock und Rotary-Mitglied. Der Abend sei bereits restlos ausverkauft. Durch die Corona-Bestimmungen durften nur 240 statt 480 Karten verkauft werden. Neu sei in diesem Jahr, dass alle, die die Comedygruppe gern mitverfolgen möchten, das live im Internet tun könnten. Auf der Homepage der HMT werde es einen Livestream des Benefizkonzerts geben. Und wer spenden möchte, kann das auch online tun. Auch die „Musikali“-Kinder treten jedes Jahr ein Mal auf und zeigen ihr Können, etwa bei Sommerfesten der Kitas, beim traditionellen Mühlenfest im Stadtteil Dierkow oder bei anderen Veranstaltungen.

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