„Monchi“ packt für Obdachlose mit an

Weihnachtsengel beschenken Rostocker Wohnungslose: Das Dock Inn kocht Rippenbraten und der „Feine Sahne Fischfilet“-Sänger liefert aus.

Von Juliane Schultz Ostseezeitung 6.12.2021

In der Küche riecht es lecker – aber nicht wie beim Zuckerbäcker. Viel besser: Philipp Zimmermann, Küchenchef des Warnemünder Hostels „Dock Inn“, wartet am Samstag mit dem gesamten Weihnachtsgeschmacksuniversum auf. An diesem Abend kocht er für 190 Gäste, die auf besondere Weise gewertschätzt werden sollen – gerade weil sie im Rest des Jahres oft vergessen und unsichtbar bleiben.

Es gibt ein deftiges Vorsüppchen, Mecklenburger Rippenbraten, gefüllt mit Backpflaumen, dazu Rotkohl und als Dessert eine Bratapfelcreme. 190 Portionen gut verpackt und warm ausgeliefert an wohnungslose Menschen sowie Männer und Frauen, die in Wohngruppen – etwa des Vereins Trockendock leben. Dazu gibt es für jeden einen üppig gefüllten Weihnachtsbeutel.

Ihr Inhalt: Deo, Zahnbürsten, ein Handtuch, Waschzeug, Mütze und Schal aus Wolle, Creme, Nüsse, Schokolade, Lebkuchen, Zigarettenfilter, Kaffee. Alles gesponsert von DM, Karls Erdbeerhof, Penny, dem Warnowpark oder Druckerei Hahn. Waren des täglichen Bedarfs. Aber nicht nur die. In jeder Tüte liegen Gutscheine von vier Rostocker Imbissläden. Mit dabei Fränkis Körri-Bratwurscht, Best Kebab, dem Diyar Bistro und Pesto Peter.

Jan „Monchi“ Gorkow und Petra Cavet verpacken 190 Portionen Mecklenburger Rippenbraten mit Rotkohl und Klößen - Foto: Ove Arscholl OZ
Jan „Monchi“ Gorkow und Petra Cavet verpacken 190 Portionen Mecklenburger Rippenbraten mit Rotkohl und Klößen – Foto: Ove Arscholl OZ

Hinter der Aktion stecken zum fünften Mal in Folge die Rostocker Weihnachtsengel. Ein Zusammenschluss von Menschen, die sich jedes Jahr unter der Leitung von Sarah Burr und Uwe Kostritz zusammenfinden, um Menschen ohne eigenes Heim ein Weihnachtsfest zu ermöglichen. Beide arbeiten nicht im sozialen Bereich, doch die 28-Jährige und den 66-Jährigen eint das Bedürfnis zu helfen.

Seit 2018 mit dabei: Christoph Krause, Chef des Dock Inn, und Jan „Monchi“ Gorkow, Sänger der Rostocker Band „Feine Sahne Fischfilet“. Was war ihr Impuls mitzumachen? Krause erklärt: „Wir haben hier einfach den Platz, und es hat sich gezeigt, dass das Hostel ein guter Ort ist – niederschwellig, nicht zu schick.“ Anfangs sei es ja darum gegangen, eine Weihnachtsgala zu organisieren, bei der die Gäste gemeinsam feiern, erinnert er. Durch Corona gehe das 2021 zum zweiten Mal nicht, stattdessen werden die Einrichtungen beliefert.

Krause wiederum erzählte damals seinem Kumpel „Monchi“ von der Aktion, und der meldete sich direkt zum Kellnern. „Ich finde es geil, dass hier alle auf Augenhöhe sind. Dass hier Leute aus verschiedenen Schichten was reißen. Hier ist klar, dass jeder Helfer und jeder Obdachlose ein genauso guter oder schlechter Mensch wie ich sein kann.“ Er blieb dabei und gehört seitdem zum festen Stamm der Weihnachtsengel – trotzdem er als prominentester Helfer nur hinter den Kulissen helfen kann. Doch um eine Bühne geht es ihm offenbar nicht.

Zuverlässig wie ein Uhrwerk packt er mit an. Stellt sich in die Schlange der Küchenhelfer mit fest verteilten Rollen: Erst die Klöße, dann der Rotkohl, der Braten, die Soße, die Petersiliengarnitur, „Monchi“ macht die Deckel drauf, der Küchenchef packt die Kisten. Später hilft der Sänger beim Ausfahren. Und damit ist noch lange nicht Schluss, wie Krause verrät.

Er und der Band-Frontmann haben Tickets des Handball Zweitligisten HC Empor Rostock besorgt. Als Gutscheine liegen sie mit in den Geschenkbeuteln. Im Februar wollen sie alle zusammen zu einem Spiel gehen. Doch nun los. Die Helfer Jonas Himmel (l.) und Jakob Grosse-Ophoff von der Bar „Unfug“ drängen zur Eile und laden ihren Transporter voll. Das Essen soll doch warm ankommen. Ihre Gäste, auch wenn sie heute nicht vor Ort sein können, haben besten Service verdient.

Quelle: https://xpaper.ostsee-zeitung.de/webreader-v3/index.html#/926131/14

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