Die Tafel der Rostocker Stadtmission berichtet der Sozialministerin über Probleme der Versorgung
Tafeln haben und hatten keinen Versorgungsauftrag. Diese Botschaft hat Vera Pürckhauer, Vorständin der Rostocker Stadtmission, Sozialministerin Stefanie Drese und Rostocks Oberbürgermeisterin, Eva-Maria Kröger am heutigen Donnerstag bei ihrem Besuch der Tafel mit auf den Weg gegeben. „Die Verteilung von Lebensmitteln durch die Tafeln ist keine Regelversorgung“, betont Vera Pürckhauer. „Das Angebot der Tafel soll lediglich eine Unterstützung für Menschen sein, die keine ausreichende Hilfe erfahren.“
Die Ministerin hat sich in Rostock ein Bild von der Tafelarbeit in der größten Stadt Mecklenburg-Vorpommerns gemacht und Mittel aus dem Härtefallfonds MV in Höhe von 40.000 Euro übergeben. Diese hatte die Tafel zuvor beantragt. Ausgereicht wurde die Unterstützung durch die Ehrenamtsstiftung MV. „Wir freuen uns, dass die besonderen Mehraufwendungen der Tafeln durch die derzeitige Energiekrise im Rahmen des Härtefallfonds M-V berücksichtigt werden. Wir würden es aber zugleich begrüßen, wenn diese ehrenamtliche Arbeit und die engagierten Menschen in diesem Bereich in einen intensiveren Austausch mit der Politik kommen könnten.“
Die Rostocker Tafel verzeichnete in den vergangenen Monaten eine immer weiter steigende Zahl von Kunden. „Bedürftige und Flüchtlinge werden von Ämtern und Behörden der Hansestadt explizit an die Tafeln verwiesen, ohne die Situation einschätzen zu können oder überhaupt zu kennen. Das bringt Ehrenamtliche vor Ort in schwierige Situationen, weil sie sich des Ansturms nicht erwehren können und unschönen Situationen ausgesetzt sind.“ Im Juni 2022 musste die Tafel daher einen Aufnahmestopp für neue Kunden aussprechen. Aktuell können nur neue Kunden aufgenommen werden, wenn sich andere Abholer abmelden. 5000 Menschen werden momentan in Rostock durch die Tafel an 16 Ausgabestellen unterstützt.
„Lebensmittel retten. Menschen helfen“ – das ist Grundidee der Tafeln. „Danach handeln auch wir“, sagt Vera Pürckhauer. Tafeln dürfen keine Lebensmittel dazu kaufen. Das schließt die Satzung aus. Sie geben ausschließlich Spenden an die Kunden weiter. Doch gerade die sind knapp geworden.
Täglich werden von den Helfern der Rostocker Tafel zwischen vier bis sechs Tonnen Lebensmittel von rund 120 Supermärkten und Bäckereien abgeholt und weiterverteilt. „Rund die Hälfte dieser Lebensmittel sind nicht mehr verwendbar und müssen entsorgt werden“, sagt Vera Pürckhauer. „Wir bemerken seit geraumer Zeit, dass wir viel weniger Lebensmittel und in minderer Qualität bekommen. Wir möchten dennoch den Supermärkten, Bäckereien und Spendern ausdrücklich danken.“
Doch die Forderung der Tafel Rostock: die Lebensmittelvernichtung muss in Deutschland, wie in anderen europäischen Ländern auch, verboten werden. Genussfähige Lebensmittel müssen den Tafeln oder anderen sinnvollen Verteilungen zugänglich gemacht werden.
Hintergrund: Die Tafelarbeit existiert in Rostock seit 1996 und wurde auf Initiative von Jürgen Wegner gegründet. 2015 kam die Anfrage an die Diakonie Rostocker Stadtmission e. V., als Mitglied im Diakonischen Werk Mecklenburg-Vorpommern e.V., die Tafelarbeit in Rostock zu übernehmen. So wird die Rostocker Tafel seit 2016 durch die Diakonie Rostocker Stadtmission als eigenständige Organisation getragen.