OSKAR schafft Möglichkeiten

Das Thema Tod ist schon immer ein schwieriges gewesen. Die Gefühle sind meistens bedrückend und viele von uns versuchen, ihnen aus dem Weg zu gehen. Dabei würde es einiges einfacher machen, mehr darüber zu reden. Helfen kann dabei der Ambulante Hospiz- und Kinderhospizdienst Rostock in der Bergstraße 10. Madlen Grolle-Döhring und Paula Kiefer arbeiten dort für OSKAR und unterstützen auf lebendige die Ehrenamtlichen, die Menschen begleiten wollen und natürlich die Betroffenen selbst auch.

Immer höre ich, wie kann das sein, dass in so einem Feld Menschen losgehen, die ehrenamtlich unterwegs sind. Die dafür nicht bezahlt werden. Die keine Ausbildung dafür haben. Und es ist genau das. Es braucht eigentlich nichts dafür, außer einen Menschen, der sich ‚leer‘ machen kann und bereit ist. Das können erst einmal alle und deswegen können auch alle kommen und sagen: „Ich mach mit!“ So die Worte von Paula Kiefer zu ihrer Arbeit beim Kinderhospiz- und Familienbegleitdienst OSKAR. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Madlen Groll-Döhring arbeiten sie als Koordinatorinnen bei dem ambulanten Dienst in Rostock. Sie sind Ansprechpartnerinnen für Kinder und Jugendliche deren Leben durch eine medizinische Diagnose verkürzt wurde. Sie bilden Ehrenamtliche aus, begleiten sie in ihrer Arbeit und halten den Kontakt zu den Familien der Kinder.

Madlen ist Diplompädagogin und Trauerbegleiterin und arbeitet schon lange im Bereich Hospiz. Eine Zusammenarbeit mit den Menschen endet dabei meistens mit dem Tod. Madlen hat vor mehr als 15 Jahren mit ihren Kollegen*innen erkannt, dass es darüber hinaus noch weitere Bedarfe gibt. „Die Geschwisterkinder suchen nach Hilfe, die Jugendlichen, die Eltern an sich. Es ist recht schnell der Wunsch entstanden, für angehörige Kinder eine Gruppe für Trauernde zu etablieren.“ Sie war es also mit, die OSKAR Leben eingehaucht hat. Während der Ausbildung für den Begleitdienst war das Buch „Oskar und die Dame in Rosa“ von Eric-Emmanuel Schmitt so etwas wie ihre Bibel. Eine Geschichte, die amüsant von Oskars verkürztem Lebensweg erzählt. Begleitet wird er von der Dame in Rosa, die ziemlich alt zu sein scheint und eigentlich Catcherin ist. Der Wunsch der Ehrenamtlichen lag also nahe, den Kinderhospizdienst nach ihm zu benennen. „Die Dame in Rosa ist auch so ein bisschen die Vorbildfunktion. Sie sagt nicht: ‚Du bist arm und krank, leg dich hin!‘ Sondern die Dame in Rosa schafft Möglichkeiten, wie es geht, trotz allem.“

Paula und Madlen wollen die Menschen lebendig begleiten und nicht mit gesenkten Kopf zum Grab führen. „Ein Kind kommt mit einer tödlichen Stoffwechselkrankheit auf die Welt. Vor zehn Jahren wäre es acht oder neun geworden und inzwischen wird es 25. Das ist auch der Unterschied zum Erwachsenenbereich. Dort beträgt die Begleitung wenige Wochen oder Monate. Das besondere in der Kinderhospizarbeit ist, dass die Begleitung über viele Jahre geschieht“, erklärt Paula. Man ist also doch ein ganzes kurzes Leben dabei und das sollte doch lustig sein. Die studierte Erziehungswissenschaftlerin kommt von der Insel Rügen und hat dort viele Jahre in einer Beratungsstelle gearbeitet (Familien- und Schwangerenberatung). „Bei dieser Arbeit kamen immer wieder die Themen Tod, Trauer und Abschied auf. Und ich hatte Lust ehrenamtlich in diesen Bereich zu gehen. Dann kam ein Umzug von Rügen nach Rostock und dann direkt die Ausbildung vor Ort. Das war das, was mich hier hat ankommen lassen.“ Mittlerweile ist Paula keine Ehrenamtliche mehr, sondern selbst Koordinatorin in Rostock und bildet Ehrenamtliche aus. Zudem zusatzqualifizieren sie Kolleg*innen in der Arbeit mit Kindern aus den anderen Hospizdiensten in MV. So kann in allen Zipfeln unseres Bundeslandes Begleitung angefragt werden.

„Das Schwierigste ist die wertfreie Haltung. Alles andere kann man lernen, aber das Eigene nach hinten zu stellen und wirklich frei da zu sein, das ist gar nicht so leicht“, erklärt Madlen. Was ihnen zusätzlich hilft, ist das gemeinschaftliche Abschiedsritual im November am Strand. Letztes Jahr waren sie in Wilhelmshöhe, haben Fackeln gehalten, den Gestorbenen Lebewohl gesagt und gesungen. Mit Holi-Farbpulver pusteten sie die guten Wünsche für die Menschen ins Meer, wodurch sie selbst ziemlich bunt waren. „Alles schwere lassen wir am Strand.“

ANTJE BENDA (0381)

Ihr sucht eine Begleitung, weil euch das Thema Tod selbst betrifft? Meldet euch bei Madlen und Paula. Alle Kontaktaktmöglichkeiten findet ihr unter: OSKAR

Kommentare sind geschlossen.