Obdachlosengala abgesagt

Wegen Corona wird auf Präsenzveranstaltung verzichtet.
Bürgerinitiative will dennoch helfen.

Ostseezeitung, 4.11.2020 von Moritz Naumann

Warnemünde. Es hätte bereits die vierte Weihnachtsfeier für Obdachlose im Warnemünder Dock Inn werden können, doch aufgrund der aktuellen Pandemieentwicklungen sagt die Bürgerinitiative „Rostocker Weihnachtsengel“ die Veranstaltung ab. Helfen wolle man dennoch – in veränderter Form.

„Denn nur weil Corona ist, hat sich das Leben für Obdachlose nicht geändert. Es ist für sie in vielerlei Hinsicht sogar noch belastender geworden“, sagt Dominic Schmidt vom Team der Rostocker Weihnachtsengel.

Sandra Peters, Streetworkerin von der Obdachlosenhilfe Rostock, bestätigt dies: „Die Obdachlosen haben Schwierigkeiten, die Vorgaben, wie etwa eine Maskenpflicht, zu akzeptieren und umzusetzen. Oft scheitert es auch schon an sprachlichen Hindernissen.“

Darüber hinaus weiß sie um den Stellenwert, die solch eine Gala für die Bedürftigen hat. „Es ist wirklich superschade. Für die Obdachlosen war das eine Möglichkeit, einmal aus ihren Strukturen herauszukommen, etwas anderes zu erleben.“ So sei ihnen in diesem Rahmen Aufmerksamkeit und Wertschätzung geschenkt geworden, die sie sonst nicht erhalten. „Für solch ein Event hatten sie auch mal die Möglichkeit sich etwas herauszuputzen. Das macht etwas mit den Menschen“, sagt Peters.

Im Rahmen des ersten Lockdowns hatte sich die Solidarität der Rostocker mit den Bedürftigen in der Schaffung von Gabenzäunen gezeigt. So wurden im Patriotischen Weg und an den Wallanlagen Hemden, Hosen oder Dosensuppen hinterlegt, wo sich die Obdachlosen bedienen durften. Doch von dieser Aktion ist nichts mehr übrig geblieben.

„Die Gabenzäune waren dann bald morgens schon leer und ich vermute, dass sich nicht nur Obdachlose dort bedient haben. Teilweise waren das wirklich gute Sachen“, sagt Peters. Letztlich beschwerte sich das Ortsamt, weil die jeweiligen Stellen zunehmend verdreckten. „Und an den Wallanlagen, wo der Gabenzaun wirklich gut angenommen wurde, entstand eine Baustelle. Seither gibt es dort nichts mehr.“

Daher sei es wichtig, dass es dennoch in irgendeiner Form zu Solidarität komme. Und nur weil es in diesem Jahr keine Präsenzveranstaltung in Form einer Gala gibt, heißt das nicht, dass man nicht helfen kann. So bitten die Rostocker Weihnachtsengel auch in diesem Jahr um Unterstützung, sowohl personell als auch finanziell.

Der Plan? Es soll auch ohne große Gala Geschenke für die Bedürftigen geben, die von den Spenden erworben und zusammengestellt werden. „Jedoch bitten wir dieses Jahr von Sachspenden abzusehen, da wir mit Geld besser auf die Bedürfnisse der Obdachlosen eingehen können“, sagt Sarah Burr von den Weihnachtsengeln.

Die Geschenke werden von den Helfern im Dezember persönlich in die Einrichtungen gebracht. „Jeder kann sich melden, um zu helfen. Wir ko- ordinieren die Unterstützung dann“, sagt Dominic Schmidt.

Das Warnemünder Dock-Inn-Hostel wird sich, obwohl man die Gala in diesem Jahr nicht ausrichten kann, auch beteiligen. „Wir werden in diesem Jahr die Aktivitäten logistisch, mit Personal und auch mit Geld unterstützen“, sagt Geschäftsführer Christoph Krause. Im vergangenen Jahr kamen rund 130 Menschen in das Hostel. Die Obdachlosen durften sich über einen Festschmaus, Live-Musik, Tanz und Geschenke freuen. Einer der prominenten Unterstützer im vergangenen Jahr war der Sänger der Band Feine Sahne Fischfilet, Monchi Fromm.

Er zeigte sich im Anschluss an die Veranstaltung begeistert. „Dass in einem so reichen Land wie Deutschland Menschen in Armut leben müssen, ist erbärmlich. Dass so tolle Initiativen, wie die Weihnachtsengel, so was organisieren, dass so viele unterschiedliche Leute am Start sind und bei so einem Abend mit anpacken und nicht nur labern, ist gelinde gesagt einfach nur geil.“

Kommentare sind geschlossen.