Benzin, Strom und Reparaturen: Kosten der Hilfsorganisation steigen / Mitarbeiter mit Vorerkrankungen bleiben zu Hause
Rostock Schutow | In der Sammelstelle der Rostocker Tafel in Schutow stapeln sich Kartons und Kisten. Während einige Mitarbeiter den vollen Transporter ausräumen, sortieren weitere Helfer Obst und Gemüse für die jeweiligen Ausgabestellen im Stadt- gebiet in die richtigen Boxen. Etwa 20 Menschen sind am Dienstagvormittag in der großen Halle zu finden.
Die Pandemie trifft auch die Rostocker Tafelehrenamtliche Helfer, die zur Risikogruppe gehören, bleiben zu Hause. Menschen mit Vorerkrankung nehmen sich zurück. Außerdem hat das Jobcenter die Ein-Euro-Jobber abgezogen. Die verbliebenen Helfer in der Sammelstelle Schutow halten großen Sicherheitsabstand und tragen Handschuhe.
Viele Lebensmittelspenden
„Ich habe keine Angst, mich anzustecken, wir achten sehr auf die Vorgaben“, sagt die ehrenamtliche Helferin Ramona Dostal. „Für mich war das keine Überlegung, zu Hause zu bleiben. Mir bedeutet die Arbeit hier viel – es ist schön, anderen helfen zu können. Gerade in der aktuellen Situation.“ Ihr Kollege Karsten Pohl nickt. „Aber es gibt aktuell mehr zu tun. Wir sind ja weniger Leute“, sagt er. „Sonst ist hier mehr Gewusel.“
Während andere Tafeln in Deutschland bereits schließen mussten, freut sich die Rostocker Einrichtung weiterhin über Lebensmittelspenden. „Wir werden nicht nur von den Supermärkten bedacht, die wir täglich anfahren, sondern auch vom Großhandel und Gaststätten, die ihre Waren nicht mehr auf die gewohnte Weise loswerden können“, sagt Geschäftsführerin Vera Pürckhauer.
Mehr Arbeit für weniger Leute
„Zudem bringen Privatpersonen Lebensmittelspenden direkt vorbei. Das freut mich sehr.“ Mit der Auswahl, die die Tafel ihren Kunden anbieten kann, ist die Geschäftsführerin zufrieden. „Natürlich schwankt das immer mal. Molkereiprodukte sind eigentlich immer knapp.“ Auch Vera Pürckhauer betont, dass die Tafel einmal mehr Unterstützung braucht. „Durch die zusätzlichen Fahrten, die wir jetzt haben, fehlen uns Leute. Im Transporter müssen die Helfer immer zu zweit sein“, sagt die Geschäftsfürrerin. „Die Transportboxen haben schon ein gewisses Gewicht – das kann keiner allein tragen. Da wäre es schön, wenn sich Menschen melden, die da mit anpacken können.“
Auch Spenden sind nötig
In den Ausgabestellen helfen normalerweise zwei Mitarbeiteran der Kasse und bei den Lebensmitteln. Inwiefern dort – unter Berücksichtigung der Hygiene- und Sicherheitsvorschriften – noch weitere Helfer eingesetzt werden können, muss nach Bedarf und Möglichkeiten entschieden werden. Hilfe braucht die Tafel aber auch in Form von Sach- und Geldspenden. „Durch die vermehrten Fahrten kommen natürlich jetzt auch mehr Benzinkosten auf uns zu“, sagt Pürckhauer.
„Wir beladen die Transporter immer ganz voll – da kann dann auch mal was kaputtgehen und muss repariert werden. Bei einem Wagen ist zum Beispiel ein Scharnier defekt. Da quälen sich die Mitarbeiter ziemlich.“ Auch die Stromkosten würden steigen, da viel Kühlware gespendet werde und diese entsprechend gelagert werden muss. „Unsere Mitarbeiter brauchen zudem Mundschutz, Handschuhe und Desinfektionsmittel. Das ist ja auch sehr teuer. Da würden wir uns sehr über Spenden freuen.“ Christian Berndt, der bei der Sammelstelle aushilft, betont, dass auch Verpackungsmaterial benötigt werde. „Wenn wir vom Großhandel große Eimer Joghurt bekommen, brauchen wir natürlich auch kleinere Behältnisse, um das gut aufteilen zu können“, nennt er ein Beispiel.
Solidarität ist groß
Die Mitarbeiter sind froh, dass auch in der aktuellen Zeit an die Tafeln gedacht wird. „Das ist so herzerwärmend, dass Menschen, die selbst nicht viel haben, dennoch ein wenig Geld spenden. Ich bin glücklich, dass auch an die Tafeln gedacht wird“, sagt Geschäftsführerin Vera Pürckhauer. „Das ist so wunderbar, wie groß die Solidarität ist.“
Von Katharina Ahlers (Ostseezeitung, 8.04.2020)